Grand Prix von Deutschland am 12/13. August 2023 in Dortmund
Dortmund – Gleich mehrere Überraschungen – ja Sensationen gab es am Finaltag beim Grand Prix von Deutschland, in Dortmund, wo 153 Griechisch-Römisch-Ringer aus 23 Nationen, vier Wochen vor der Weltmeisterschaft in Belgrad (SRB) noch einmal eine Standortbestimmung vornahmen.
Schon am Samstag, in den Vorrundenduellen hatte es spannende Duelle gegeben, die das Herz der Ringerfans in der Helmut-Körnig-Halle, aber auch im Livestream, am heimischen PC höher schlagen ließen. Am Sonntag wurden die Kämpfe mit den Hoffnungsrundenduellen, sowie die Finalkämpfen um Gold und Bronze fortgesetzt.
Inmitten der starken Teilnehmerfelder, die vor allem in den olympischen Gewichtsklassen vertreten waren, schlugen sich die deutschen Kämpfer um Bundestrainer Michael Carl ordentlich, doch nur Schwergewichtler Jello Krahmer (130 kg) schaffte es ins Finale, wo er allerdings gegen Yasmani Acosta Fernandez (CHI) nach einem taktisch geführten Kampf mit 1:1 Punkten, bedingt durch die zuletzt vergebene Wertung verlor. Silber damit für den Schwergewichtler vom ASV Schorndorf.
Doch es gab auch Finalkämpfe, in denen ordentlich Punkte fielen, so ging es gleich zu Beginn des zweiten Wettkampftages in der 55-Kilo-Klasse heiß her, der Kasache Marian Mukashev ging mit 4:0 in Führung, doch dann warf Nikita Dementiev (UKR) den Motor an und siegte mit sehenswerten Aktionen noch vor Ablauf der sechsminütigen Kampfzeit mit 13:4 durch technische Überlegenheit. Die Favoriten Aitos Sultangali (60 kg/KAZ), der Olympiazweite von Tokio 2021 Parviz Nasibov (UKR) und der amtierende Weltmeister Burhan Akbudak (82 kg/TUR) siegten in ihren Gewichtsklassen souverän.
Mitunter ging es auch schnell, so beendete der WM-Fünfte des Vorjahres und Vize-Europameister 2023 Viktor Nemes (SRB/67 kg) den Finalkampf gegen den Japaner Nao Kusaka nach nur 34 Sekunden mit technischer Überlegenheit. Insgesamt schienen die erfolgsverwöhnten Japaner in den Finalkämpfen nicht standfest genug zu sein, selbst Kenchiro Fumita, Olympia-Zweiter 2021, Weltmeister 2017, 2018 und 2019, sowie WM-Dritter 2022 verließ die Matte vorzeitig, nachdem der Franzose Stefan Clement nach 1:55 Minuten den zweiten Wurf ‚ausklinkte‘ und das Final-Duell mit 10:0 Punkten für sich entschied. Auch der Schwede Alex Kessidis (87 kg) setzte sich im Finale deutlich mit 5:1 gegen Masato Sumi durch, Kyotaro Sogabe (JPN) gab den Finalkampf gegen Kristupas Sleiva (LIT) verletzungsbedingt auf, sodass Japan keinen seiner vier Finalisten auf das oberste Siegertreppchen brachte.
Richtig spannend wurde es im Finale der 97-Kilo-Klasse zwischen Markus Ragginger (AUT) und Felix Baldauf (NOR). Beide Kämpfer schenkten sich nichts, marschierten bis zur letzten Sekunde, am Ende hatte ÖRSV-Ringer Ragginger die Nase mit 3:1 vorn und sicherte sich damit den obersten Platz auf dem Siegerpodest.
Starke Kämpfe bot DRB-Ringer Christopher Krämer (63 kg) der das kleine Finale um Bronze mit 9:0 Punkten gegen Abere Fetene (ISR) für sich entschied. Ebenfalls Bronze sicherte sich der junge Deni Nakaev (77 kg), der aus Neuss stammende Junioren-Weltmeister 2022 bezwang den Finnen Jonni Sarkkinen unter dem Jubel der etwa 400 Zuschauer mit 8:1 Punkten. Die Siegerfaust ballte auch Peter Öhler (97 kg) nach seinem 8:0-Überlegenheitssieg über den Polen Artiom Shumski im kleinen Finale um Bronze.
Fabian Schmitt (55 kg), Hannes Wagner (87 kg), aber auch Lucas Lazogianis (97 kg), der in seinen Vorrundenduellen starke Duelle lieferte, standen ebenfalls im kleinen Finale um Bronze, mussten jedoch Niederlagen hinnehmen und verpassten damit den Sprung auf das Siegertreppchen.
Knapp ging es in der Nationenwertung zu, die Ukraine und Kasachstan sammelten jeweils 27 Punkte, die Ukraine hatte mehr Turniersiege auf dem Konto und erhielt damit den Siegerpokal, nur einen Punkt hinter Kasachstan kam Deutschland mit 26 Zählern vor Japan (21) und Frankreich (14) über die Ziellinie. Die Ehrung nahm Walter Nettekoven vor, der Vater des DRB-Präsidenten war bei jeden Event in Dortmund dabei, für ihn war der Grand Prix 2023 der letzte in seiner langen Funktionärslaufbahn, ein würdiger Abschied für Walter Nettekoven, der für sein ehrenamtliches Engagement im Ringen 2021 das Bundesverdienstkreuz erhielt.
Die meisten der 153 Ringer reisten inzwischen nach Hennef zu einem internationalen Trainingslehrgang weiter, um sich eine Woche lang gemeinsam auf die WM in Belgrad vorzubereiten. Viel Spaß hatten aber auch viele Jugendliche aus deutschen Vereinen, die am Rande des Grand Prix zu einem Trainingscamp in Dortmund weilten und so auch die Weltklassekämpfe verfolgen konnten. Auch Vertreter aus Politik und Sport, seit vielen Jahren mit diesem Event in Dortmund verbunden, zeigten sich einmal mehr begeistert von den spannungsgeladenen Kämpfen um den Grand Prix von Dortmund.
Stimmen zum Turnier:
Jens-Peter Nettekoven, Präsident des Deutschen Ringer- Bundes: „Es war ein großes Teilnehmerfeld, mit Weltklasseathleten, die hochklassige Kämpfe boten und ich freue mich das auch wieder mehr Zuschauer den Weg in die Helmut-Körnig-Halle gefunden haben, die vom neuen Hallensprecherteam Benno Krieger und Epik Ferhat gut informiert und animiert wurden“.
Auch der Vertreter der UWW-Kampfrichter Tibor Palasti (HUN), fand lobende Worte: „Es hat alles gepasst, die Kämpfe waren auf hohem Niveau, das Umfeld des Grand Prix war von einem großen Helferteam hervorragend organisiert“.
Jörg Richter